Schutz
im Krieg und Platz für Feste im Frieden
Bad
Salzuflen (sk). Kaufmann Arendt Bade hatte mit seiner Frau
Marie Jürgens beschlossen: "Jetzt wird gebaut".
1612 ließ er sein Haus an der Langen Straße - mit der
heutigen Nummer 33 errichten - mit großen Speicherböden
für sein Warenlager.
Im
hinteren Teil des Gebäudes wünschte er sich einen Saal
aus massivem Bruchsteinmauerwerk - ein Raumtyp, der bei
nicht vielen Häusern jener Zeit in Bad Salzuflen
existiert. Deswegen ist dieser Saal des Kaufmanns eine
Besonderheit, denn er deutet auf die exponierte Stellung
des Bürgers Arendt Bade hin, der den Raum für Feste
nutzen wollte, der aber auch Schutz in Kriegszeiten oder
bei einem Brand bieten sollte. Nur in wenigen und
herausragenden Bürgerhäusern der Region befindet sich
ein solcher Raum - zum Beispiel im Lemgoer Hexenbürgermeisterhaus
oder dem Hansehaus in Minden.
Das Gebäude in der Langen Straße in seinem Urzustand
zeigt die Lebensweise eines vornehmen Kaufmanns im frühen
17. Jahrhundert mit seiner Familie und dem Gesinde. Kurz
vor dem 30-jährigen Krieg errichtet, gilt es außerdem
als ein hervorragendes Beispiel jener Zeit, die von dem
Wohlstand geprägt war, den die Salzgewinnung und der
Handel der Stadt beschert hatten.
Zudem
stellt das Schnitzwerk an der Front des Hauses von Arendt
Bade eines der bekanntesten, schönsten und am besten
erhaltenen aus der Zeit der Weserrenaissance dar. Es ist
Gegenstand verschiedener wissenschaftlicher Untersuchungen
gewesen, und außerdem weist das Gebäude eine zum Teil
noch völlig unversehrte Fachwerkverzimmerung auf.
Die
Fenster der Speicherräume sind noch mit den alten hölzernen
Lüftungsgittern und Klappläden versehen. Bis auf das
durch Ladeneinbauten von 1955 veränderte Erdgeschoss ist
die Fassade im Urzustand erhalten - auch die Speicherböden
sind noch original sowie die Verzimmerung mit
Eichenholzsparren im Dachstuhl.
In
der Fachwelt gilt es als typisches Ackerbürgerhaus - Bade
war zwar Kaufmann, betrieb aber wie viele andere vor den
Toren der Stadt etwas Landwirtschaft. Ein Modell des
Hauses im Maßstab 1:10 befindet sich im Lippischen
Landesmuseum in Detmold. Nur schwerlich dürfte sich daran
jedoch die Inschrift über dem Torbogen entziffern
lassen:
"De
Segen des Heren din Godt thut mehren, so Du Dich mit
Eheren tuest erneren: Ungunst der Luthe wirt Dir nicht
schaden, wat Godt huet gifft, wirt wol gerathen." |